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Es werden Posts vom September, 2025 angezeigt.

023 Zero - Chronik einer Beziehung ohne Namen

  Audio zum Text    Ich weiß nicht, ob es in Ordnung ist, ihn hier Zero zu nennen, aber da er vermutlich mitliest und mir ohnehin jederzeit sagen kann, wenn er etwas geändert haben will, bleibt es vorerst bei diesem Namen. Wenn er sagt, das geht so nicht, dann werde ich es ändern oder löschen, aber bis dahin ist er in dieser Geschichte Zero, weil es zu viele andere gibt, die mit S anfangen und ich keine Lust habe, zwischen ihnen zu unterscheiden, wenn ich eigentlich nur über ihn schreiben will. Zero ist keiner, über den man einen einzigen Eintrag macht, der sich in ein Kapitel pressen lässt, den man leicht erklären kann. Das ist er weder für Außenstehende, noch für mich selbst, obwohl ich es über die Jahre immer wieder versucht habe, in Varianten, in inneren Protokollen, in Gesprächsfetzen, in Tagebucheinträgen, die nie veröffentlicht wurden, und in Gesprächen mit Leuten, die ihn nicht kennen, aber sich immer wieder wundern, wie ein Mensch so präsent bleiben kann, obwohl ...

022 Be afraid, I'm a Prolet!

  Kapitel 2 von "Die Angst ein Prolet zu sein" Ihr tut als wärt ihr NPCs, ihr seid an das Gehabe eurer eigenen Klasse so sehr angepasst, dass ihr vergesst, dass ihr und jeder von uns nur ein Mensch ist. Ihr vergesst dass sowas wie ‚Geburtsrecht' eine gefährliche Illusion ist, die zu schrecklichem geführt hat und gerade dabei ist wieder dazu zu führen. Wir spawnen zufällig irgendwo und in irgendeiner Familie. Die Geburt gibt einem Menschenrechte, ab der Sekunde des Hierseins auf der Welt, Rechte aus dem Rechtsstaat. Alles darüber hinaus sollte ein Mensch sich selbst erarbeiten müssen, wenn die Welt gerecht wäre. Eure Geburt allein macht euch weder besser noch klüger, doch handelt ihr meist so. Millionen Menschen zerschellen an euren Glaswänden. Ich hoffe dennoch, dass Millionen Stimmen weiter gegen euch anschreiben und reden, ob sie nun klug, schön oder gebrochen reden. Ich hoffe, diese Millionen Stimmen werden euch aufhalten, bevor ihr erneut aus Gier und um eure (Markt-)...

021 Über die Angst ein Prolet zu sein

  Audio zum Text   Ich dachte, es reicht, intelligent zu sein, dass es reicht, viel zu lesen, viel zu wissen, sich ein Fundament zu erarbeiten und dann auch klug reden zu können, dass es einen Sinn hat, wenn man intelligent ausdrücken kann, wenn man genug Literarisches, Philosophisches und Wissenschaftliches im Kopf hat, das Wissen vernetzen kann und dann darüber redet – und auch darf, natürlich. Ich dachte, es reicht, wenn man das Gute meint, die richtigen Ziele hat, die eine gute ethische Grundeinstellung hat, dass man sich auch äußern darf in diesen Kreisen. Ja, darf man, man wird halt belächelt oder ignoriert, wenn man aufs gesehen werden besteht auch ausgeschlossen. Man wird akzeptiert als ein kluger, ungebildeter Mensch, der die Codes nicht kennt. Um wirklich dazuzugehören, um wirklich mitreden zu dürfen, um wirklich etwas verändern zu dürfen, um deren Meinung auch mal verändern zu dürfen, muss fehlt irgendwas. Nein, man tritt ein, und die erwarten, dass man ihnen zuhört...

020 Kein Gottesdienst, Menschendienst!

  Audio zum Text   Ich habe nichts gegen Religion. Wirklich nicht. Ich habe etwas gegen Menschenfeindlichkeit. Und leider ist das eine dem anderen oft näher, als viele wahrhaben wollen. Für mich ist Religion ein Versuch, Sinn zu erzeugen. Nicht zwingend in feindlicher Absicht. Menschen suchen nach Sinn, seit sie Bewusstsein haben. Ich kenne das aus erster Hand. Die Sinnsuche hat mich fast zerrissen. Sie war ein Teil meiner Suizidalität – nicht der einzige, aber ein gewichtiger. Religion ist, was Menschen bauen, um dem Chaos Form zu geben. Die einen nennen es Gott, die anderen Energie, das Universum, Dharma oder Ordnung. Der Wunsch ist der gleiche: Was bedeutet mein Leben? Ich hatte diesen Wunsch auch. Nur dass mir keine der religiösen Antworten gereicht hat. Ich habe sie gelesen, ich habe sie ernst genommen. Ich war Kind in einer evangelischen Familie, nicht fanatisch, aber offen. Mein Vater war früher Atheist, wurde dann evangelisch. Meine Mutter war evangelisch-lutherisch, m...

019 Auf der neuen Bühne entdeckte mich Vanni

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  Ich bin Bühnenmensch. Das war ich schon immer. Ich stand als Kind auf jeder Bühne, auf die man mich gelassen hat – Chor, Theater, Impro, egal ob Heimatstück oder Schwachsinn. Wenn ein Mikro da war, war ich da. Wenn Licht auf was fiel, dann wollte ich das sein. Bühne ist gesehen werden, gehört werden, statt finden. Als ich das erste Mal gesehen habe, dass man auf Joy streamen kann, war mir klar, dass das genau meine Bühne ist. Nicht, weil ich Joy mag. Joy ist eine Katastrophe. Joy ist kein gutes Streaming-Tool. Aber ich war eh schon wieder zurück, weil die Alternativen noch schlimmer waren. p*****.de? Lachhaft. Und plötzlich war da Streaming auf diesem altbekannten Jahrmarkt der Eitelkeiten. Ich wusste sofort: Ich will da nicht zugucken. Ich will da drauf. Ich will senden. Ich will, dass jemand zurückschreibt. Ich will, dass ein Raum aufmacht. Ich will Gegenüber. Ich will Echo. Ich wusste es. Ich habe nicht „entdeckt", dass ich gerne sichtbar bin. Ich wusste das. Ich habe in dem ...

018 Die Brühenden

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  Ich spiele mein Leben wie ein Rollenspiel. Ich nenne es RPG Real Life. Es hat keine Speicherpunkte. Erlaubt kein Neuladen. Jede Sekunde, jede Tat, jede Äußerung zählt. Jede Aufgabe ist eine Quest. Jede Belohnung ist Loot. Auch Kaffee. Mein (MMO) RPG Real Life auf Wattpad Ich erkläre dieses „Spiel" ausführlicher in einem eigenen Text – allerdings mit vielen Gaming-Begriffen. Wer es lieber ohne das mag, kann gern die Audioversion hören. Beides ist im Kommentar verlinkt. Wer Fragen zu Begriffen hat, kann sie direkt hier in den Kommentaren stellen. Ein Manifest zwischen Koffein, Selbstfürsorge und strukturiertem Ungehorsam I. Questlog: Apotheke Ich habe sie erledigt. Die große Quest. Nicht täglich, nicht wöchentlich – das ist eine dieser epischen Real-Life-Missions, die nur alle paar Monate auftaucht: Medikamente holen. Die Apotheke ist nah, fünfzig Meter. Keine verschlungenen Gänge, keine Duftöle als Bosskampf. Aber: zu viele Menschen. Zu viele Stimmen. Zu viel Dichte. Und ein Scha...

017 Zwischen Main Echo und 'Get On My Level'

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Audio zum Text     Jeden Morgen lag das Main Echo auf dem Tisch. Nicht irgendeine Zeitung, sondern unsere lokale. Die, die in unserem Haushalt gelesen wurde, ganz selbstverständlich. Ich habe sie gelesen. Nicht, weil man es mir beigebracht hat, nicht, weil mir jemand gesagt hat, wie wichtig das sei. Sie war einfach da. Und ich habe sie gelesen, weil ich es wollte, aber nicht den Lokalteil. Den bekam meine Mutter. Sie las Feuerwehrfeste, Todesanzeigen, Vereinsnachrichten und erst danach die anderen Teile. Ich las: - Politik   (vor allem Bundespolitik) - „Aus aller Welt"   (inkl. Promi-Meldungen, man will ja auch in der Schule mitreden) - Karikatur   (meist auf Seite 2) - Kommentarspalten , wenn es passte Franken und Bayern kamen in meinem Main Echo Konsum   kaum vor   – und wenn, dann war Bayern meistens Grund für kollektive Familien-Wut. Typischer fränkischer Affekt:   „Diese Bayern wieder."   (ich bin halt auch nicht frei von Vorurteilen) Ab...